Platanenkubus Nagold - ein Rückblick

Der Platanenkubus ist bislang das grösste, von Ferdinand Ludwig und Daniel Schönle geplante, baubotanische Bauwerk. Es wurde zur  Landesgartenschau 2012 in Nagold konzipiert und fügt sich mittlerweile in eine Reihe von Stadthäusern und zwei Kindergärten ein. Während diese steinernen Häuser in einem grünen Garten stehen, ist es beim Platanenkubus genau umgekehrt: Der Platanenkubus ist ein lebendes Haus, das aus einer versiegelten Fläche empor wächst.

Voraussichtlich 2030, schätzt Ferdinand Ludwig, können die Pflanztröge und das Gerüst entfernt werden, und dann tragen allein die Platanenstämme die Aussichtsplattform oben auf dem Kubus.

Auf Grund von Vandalismus ist der Platanenkubus aktuell von einem Zaun umgeben.

Seit 2013 pflegt Helix Pflanzensysteme im Auftrag der Stadt Nagold den Platanenkubus. Dass heißt unser Pflegeteam düngt, schneidet, jätet Unkraut, führt Pflanzenschutz durch und prüft regelmäßig die Platanen, die Bewässerungsanlage und das ganze Bauwerk.

Vorproduktion für den Platanenkubus Nagold:

Helix Pflanzen hat 2011 die Vorproduktion der ca. 1.000 Platanen in den Pflanzgefäßen übernommen und die ersten Kreuzungen der Platanen durchgeführt.

Wir freuen uns, von Anfang an dieses zukunftsweisende Projekt begleitet zu haben und bis heute durch unsere Pflegearbeit zum Gelingen des Platanenkubus Nagold beizutragen.

Platanenkubus Nagold – Die Theorie

Grundlage der Baubotanik

Pflanzen so miteinander zu verbinden, dass sie zu einer physiologischen Einheit und einer mechanisch belastbaren Verbindung verwachsen, ist eine der Schlüsseltechniken der Baubotanik. Die Pflanzen werden an der Berührstelle durch verschiedene Verbindungsmittel fest aufeinander gedrückt. Das entspricht den Bedingungen, unter denen auch natürliche Verwachsungen auftreten (häufig bei Wurzeln, seltener auch bei sich zufällig berührenden Ästen).

 

Stufen des Verwachsungsprozesses
Mehrere Stufen dieses Verwachsungsprozesses konnten auf makroskopischer Ebene sowie in mikroskopischen Schnitten dokumentiert werden (s. Abb. unten):
1. gegenseitiges Umwallen an der Berührungsstelle
2. Verbindung des Rindengewebes (Kallusbildung)
3. „Verschmelzung“ der Holzkörper, wenn die Rindengewebe über größere Bereiche miteinander verwachsen sind

 

Pflanzen als Baumaterial
Mittels temporärer Hilfsgerüste werden die Pflanzen in Form gehalten. Mit der Zeit entsteht eine selbsttragende und belastbare Struktur, bei der die Wasser- und Nährstoffversorgung über ursprüngliche Individuengrenzen hinweg von der untersten Wurzel bis zum obersten Blatt erfolgen kann. So entwickeln sich aus lebenden pflanzlichen Strukturen frei formbare, architektonische Baum-Tragwerke in der Dimension ausgewachsener Bäume.

© Abbildungen Pflanzenquerschnitte:
Uni Stuttgart, IGMA,
Text und Visualisierungen: Ferdinand Ludwig
www.baubotanik.org