Temporäre StadtOase in Esslingen hat Probezeit bestanden

Die städtische Klima-Initiative Esslingen&CO entwickelte zusammen mit den Stadtwerken Esslingen und Helix Pflanzensysteme die Idee des Mobilen Grünen Zimmers® in Esslingen weiter und hat die Idee der „Esslinger StadtOase“ geboren. Als Standort für die StadtOase wählte man den Bahnhofsvorplatz, der an den zentralen Busbahnhof sowie den Taxistand angrenzt – eine große, versiegelte Fläche ohne besondere Aufenthaltsqualität. Hier standen in den letzten vier Monaten zwei der Mobilen Grünen Zimmer®, von vertikalem Grün umgebene Sitzgelegenheiten, mit Blüten- und Naschpflanzen begrünte Wände, Dachelemente und hölzerne Sitzbänke.

 

Dr. Katja Walther, Sachgebietsleiterin Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Stadtplanungsamt der Stadt Esslingen, ist mit der Wirkung der StadtOase nach Ablauf der vier Monate sehr zufrieden: „Das Installieren von Stadtgrün auf dem Bahnhofsvorplatz ist nicht einfach. Aufgrund der Beschaffenheit des Untergrunds war bei der Neugestaltung des Areals eine klassische Baumpflanzung keine realisierbare Alternative. Gemeinsam mit dem Grünflächenamt, dem Tiefbauamt, aber auch mit dem Ordnungsamt, das sich um Rettungswege und die Anforderungen der Feuerwehr zu kümmern hatte, und den Stadtwerken Esslingen als Sponsor, haben wir versucht, die Aufenthaltsqualität des Platzes aufzuwerten. Oberbürgermeister Dr. Zieger und die gesamte Verwaltungsspitze haben das Projekt sehr unterstützt.“

 

Was zeichnet die StadtOase Esslingen aus?

Dr. Katja Walter: „Die StadtOase schafft eine besondere Atmosphäre, die zum Verweilen und zur Erholung im Schatten einlädt. Dabei werden auch neue Formen getestet, um mehr Grün in die Stadt zu bringen und bei heißen Sommern die Aufenthaltsqualität für die Menschen zu erhöhen. Trotz der großen Diversität der Nutzerinnen und Nutzer gab es keinen Vandalismus in der StadtOase und die vier Monate verliefen friedlich. Diese Erfahrung machte man übrigens auch in Frankfurt, wo mehrere der Mobilen Grünen Zimmer ebenfalls im Bahnhofsbereich standen. Auch dort ist nichts beschädigt worden. Wir sehen durchaus, dass Menschen in der StadtOase übernachten, aber am anderen Morgen sind keine Spuren sichtbar. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass etwas qualitativ Hochwertiges, das auch noch schön ist, offenbar auch respektiert wird.“

 

Bürgerinnen und Bürger der Stadt Esslingen haben generell positiv auf die Initiative der Stadtverwaltung reagiert. Beim Aufbau hatte man das Projekt noch skeptisch betrachtet, aber als es fertig war, dauerte es keine drei Minuten und die Sitzgelegenheiten waren besetzt. Während des Tagesverlaufs halten sich sehr unterschiedliche Menschen in der StadtOase auf. Manche frühstücken auf den Bänken, halten noch einmal inne bevor sie in den Zug steigen, es treffen sich Schulkinder und Studierende, manche verabreden sich dort zur Mittagspause oder auf ein Eis. Am späteren Nachmittag verändere sich die Nutzung, es wird lauter und der Alkohol spiele dann eine größere Rolle, berichtet Walther, die sich sehr über den grundsätzlichen Zuspruch der Bevölkerung freut und motiviert ins nächste Jahr blickt.

 

Die StadtOase ist auch eine Möglichkeit der Stadtverwaltung, auf Klimaanpassungsstrategien hinzuweisen und zu thematisieren. „Wir haben versucht, die Möglichkeiten des Platzes in diesem Sinn zu nutzen“, so die Sachgebietsleiterin für Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Es gäbe viele, die das Projekt sehr gut finden, aber sie sind eben leider nicht sehr laut. Lauter wären die, die es nicht gut finden, dass sich im Lauf des Tages auch andere soziale Schichten in der StadtOase treffen, das zeige sich auch in den Kommentaren auf Facebookseiten. „Aber auf einem Bahnhofsvorplatz sollte allen ein guter Ort geboten werden. Wir hatten zudem das Glück, dass uns die Kolleginnen und Kollegen vom Tiefbauamt bei der Reinigung der StadtOase wunderbar unterstützt haben. Sollte es eine Wiederholung des Projektes geben, müssen wir allerdings besser auf die Problematik der Vermüllung reagieren, möglicherweise durch den Einsatz von integrierten Mülleimern“, so Walther. Ein Folgeprojekt im nächsten Sommer will sie auf jeden Fall anstreben. Denn in Esslingen soll auch in Zukunft die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums weiter verbessert und Raum für Biodiversität geschaffen werden. Das tut man in enger Kooperation mit dem Grünflächen-, dem Tiefbau- und auch mit dem Ordnungsamt.

 

Das überregionale Interesse an temporärem Grün ist groß, das weiß auch Hans Müller von Helix Pflanzen zu berichten: „Nicht alle Plätze eignen sich für wirklich nachhaltige Bepflanzung, für Klimabäume oder für artenreiche Staudenbepflanzungen, weil die Böden versiegelt und darunter belastet sind. Für solche problematischen Standorte empfiehlt sich das Konzept der Mobile StadtOasen. Wir sind uns klar darüber, dass sich das Klima durch diese temporären Installationen nicht wesentlich beeinflussen lässt. Aber wir sind überzeugt, dass sich diese Projekte gut eignen, größeres Bewusstsein für die Sensibilität unserer Umwelt zu schaffen und Klimaanpassungsstrategien zu thematisieren. Wenn diese Orte der Bevölkerung dann auch noch Spaß machen, zur Pause einladen, Schatten spenden und Kommunikation fördern, dann machen wir aus schwierigen Plätzen das Bestmögliche.“

 

Entwurf und Umsetzung in Zusammenarbeit mit Matthias Deventer von Stadtkontraste