Lavendel in der Medizin

Als Heilpflanze wurde der echte Lavendel auch von Hildegard von Bingen (1098 – 1179) geschätzt und fand in ihrer naturkundlichen Schrift „Physica” Erwähnung: „Der echte Lavendel ist warm und trocken, weil er wenig Saft hat. Und er nützt dem Menschen nicht zum Essen, hat aber doch einen starken Duft. Und wenn ein Mensch, der viele Läuse hat, oft am Lavendel riecht, sterben die Läuse an ihm. Und sein Duft macht die Augen klar, weil er die Kraft sehr starker und auch die Nützlichkeit sehr bitterer Spezereien in sich hat, und daher fesselt er viele üble Dinge,…”, soweit die schlaue Klosterfrau.

Lavendel als Mittel gegen gefährliche Infektionskrankheiten?

Bei vielen Krankheiten und Infektionen greifen wir wie selbstverständlich zu Antibiotika, die uns helfen sollen. Doch Dauerkonsum führt dazu, dass auch die Krankheitserreger immer mehr Resistenzen entwickeln und wir ihnen hilflos ausgeliefert sind. Neuartige Infektionskrankheiten sind die Folge, gegen die kein Antibiotikum mehr hilft. Es gibt aber alternative Möglichkeiten, von denen Hilfe zu erwarten ist – und Lavendel könnte eine davon sein.  Infektionen mit MRSA, einem resistenten Staphylokokken-Stamm, stellen Mediziner vor große Herausforderungen. Die Bakterien können nicht mit Antibiotika behandelt werden und Ärzte versuchen oft, viele verschiedene Medikamente zu kombinieren, um die Infektion in den Griff zu bekommen. Doch was Kräuterexperten und Naturheilkundler schon länger behaupten, wird jetzt allmählich von der Forschung bestätigt: Heilmittel aus der Natur, darunter auch der Lavendel, können solche Infektionen bekämpfen. Lavendel ist auf der ganzen Welt beliebt wegen seiner violetten Blüten und seinem unverwechselbaren Duft, aber er ist auch bekannt dafür, entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen zu haben. 

Eine neue Studie hat jetzt gezeigt, dass Lavendelessenz auch eine Lösung für MRSA Infektionen sein könnten. Forscher an der medizinischen Fakultät der Thames Valley Universität haben herausgefunden, dass Lavendelessenzen in der Lage sind, das Wachstum von zwei unterschiedlichen resistenten Staphylokokken-Stämmen zu hemmen, einer davon ist MRSA.
Andere Studien haben ergeben, dass Lavendel effektiv bei der Bekämpfung von Kandidose, besser bekannt als Soor, und anderen Pilzerkrankungen war. In Aromatherapien kann Lavendel bei der Entspannung helfen und Kopfschmerzen lindern. Außerdem kann diese Pflanze bei der Narbenbildung helfen, und zur Heilung von Akne, Wunden und Blasen beitragen.
Lavendel hat vielfältige Einsatzmöglichkeiten und hat dabei auch keine unangenehmen Nebenwirkungen. Menschen werden nicht immun gegen Lavendel und haben auch kein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, wie sie bei einigen pharmazeutischen Medikamenten nicht auszuschließen sind.

Die Väter Aromatherapie

Als dem französischen Chemiker und Parfümeur René-Maurice Gattefossé 1910 bei einer Explosion in seinem Labor brennende Flüssigkeit über die Hände lief, waren diese schon kurz darauf von entzündendem Wundbrand übersät. Gattefossé wusste damals schon, dass naturbelassenes Lavendelöl eine gewisse Heilwirkung besitzt und versuchte seine Brandwunden damit zu behandeln. Bereits nach kurzer Zeit beobachtete er, wie das Lavendelöl den Wundbrand des Gewebes stoppte. Daraufhin befasste er sich intensiver mit der Wirkung und Anwendung von ätherischen Ölen und gilt deshalb heute häufig als Begründer der Aromatherapie.

Der Arzt Dr. Jean Valnet kannte die Forschungsergebnisse von Gattefossé und machte sich diese als Sanitäter im Zweiten Weltkrieg zunutze. Als nicht mehr ausreichend Medikamente zur Verfügung standen, setzte er naturbelassene ätherische Öle zur Desinfektion und Heilung von Wunden ein. Das verlief so erfolgreich, dass er sich der Aromatherapie verschrieb und später zahlreiche Ärzte in diesem Bereich ausbildete und seine Erkenntnisse in Büchern veröffentlichte. So trug Valnet wesentlich zur Verbreitung der Therapieform bei.